Mein Name ist Andrea Jentsch, ich bin examinierte Krankenschwester und ich habe etwa 10 Jahre lang in verschiedenen Einrichtungen und Bereichen wie Kliniken (Strahlentherapie, Leasing in Stroke Unit, Kardiologie, Neurologie, Funktionsdiagnostik), Hauskrankenpflege, Seniorenheime sowie in der 1:1-Betreuung von Wachkomapatienten in Potsdam und in Berlin gearbeitet. Zwischendurch habe ich mein Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg gemacht und später Sozial- und Kulturanthropologie (klassische Ethnologie) und Geschichte im Bachelor an der Freien Universität Berlin und Europäische Ethnologie im Master an der Humboldt Universität Berlin studiert. Im Studium interessierte ich mich vor allem für Themen der Medizinethnologie, der Transkulturellen Psychiatrie, der Medizingeschichte und der Stadtethnologie. Bis Ende 2021 arbeitete ich als Beraterin in einer Stiftung, in der erfahrenes Leid und Unrecht sowie bis heute bestehende Folgewirkungen aus Unterbringungen in Einrichtungen der Psychiatrie und der Behindertenhilfe anerkannt wurden und machte nebenberuflich eine Weiterbildung zur Therapeutin Naturtherapie - Green Care - Gartentherapie / Waldtherapie beim IGT Berlin. Derzeit arbeite ich hauptberuflich als Beraterin in einer Behörde und biete nebenberuflich naturtherapeutische Angebote an.
Während meiner Tätigkeit als Krankenschwester und während meines Studiums betrachtete ich Gesundsein und Kranksein aus der Perspektive der Biomedizin sowie aus den kulturellen Perspektiven unterschiedlicher Gesellschaften (verschiedene Medizinsysteme in anderen Kulturen). Infolge der praktischen Erfahrungen und der theoretischen Auseinandersetzungen entstanden in mir Fragen nach den Ursachen von Erkrankungen und mir wurde klar wie komplex diese sein können. Meiner Meinung nach spielen soziale und gesellschaftliche Gegebenheiten als Auslöser für Traumata und das Auftreten von körperlichen und seelischen Erkrankungen hinein. Die Arbeit in der oben erwähnten Stiftung bestätigte meine Vermutung und zeigte auf wie schwerste Traumatisierungen infolge von negativen strukturellen Gegebenheiten entstehen können. Diese Aspekte werden in der biomedizinischen Therapie, die sich häufig vor allem auf körperliche Symptome bezieht und die Ursachen von Erkrankungen zumeist genetisch erklärt, jedoch häufig zu wenig berücksichtigt.
Durch eigene individuelle Erfahrungen setzte ich mich vertieft mit diesen Fragen auseinander und kam zu dem Schluss, dass ich als Mensch nicht getrennt von meiner Umgebung bin, sondern mit ihr in Wechselwirkung lebe. Seien es meine Familie, meine Freunde, die Arbeit, der Ort an dem ich lebe oder die Natur, die mich umgibt - überall finden sich potentielle Risikos und auch Ressourcen, die auf mich und mein Dasein einwirken.
Der Garten als auch der Wald sind wundervolle Orte, die diese Vernetzheit widerspiegeln und bewusst machen können. Jedoch sind vor allem die gesundheitschädigenden Risiken wie Stress, Luftverschmutzung oder negative soziale Kontakte hier nicht wie im Alltagsleben gegeben und können im therapeutischen Kontext reguliert und für den Heilungsprozess genutzt werden. Brauche ich Kontakt oder Rückzug? Möchte ich mich auf mich selbst besinnen und zu mir kommen oder mit anderen Menschen Zeit verbringen und mich austauschen? Was kann ich schaffen und wieviel Arbeitsbelastung kann ich mir zumuten? Wann brauche ich Pausen? Was kann ich allein gestalten und wo brauche ich die Hilfe von Anderen? In welcher Beziehung stehe ich zu Pflanzen? Die Natur ist zu allen Jahreszeiten heilsam und kann bewusst eingesetzt werden, um Selbstheilungsprozesse zu unterstützen. Das therapeutische Gärtnern und die Zeit im Wald können Menschen auf ihrem Weg unterstützen wieder in ihre Kraft zu kommen, um den vielschichtigen Herausforderungen im Leben zu begegnen. Diese Erfahrung habe ich an mir selbst gemacht und möchte sie gerne an andere Menschen weitergeben.
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